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Modularisierte Studieninhalte

Die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten werden in einer modularisierten Studienstruktur vermittelt. Die Module entsprechen den aufeinander folgenden Arbeitsschritten im praktischen Umgang mit Altbauten.

Der Masterstudiengang umfasst insgesamt sieben Module: „Das Bauwerk in der Zeit“, „Erfassen des Bestandes“, „Umgang mit dem Bestand“, „Bautechnische Erkundung“, „Planen im Altbau“ und „Ausführung“. Das abschließende Modul umfasst die Master Thesis, die eigenständig bearbeitet wird.

Die Module 1–6

  1. Das Modul „Das Bauwerk in der Zeit“ thematisiert die Bewertung der Altbauten in Abhängigkeit von Ort und Zeit. Zunächst steht das Kennenlernen der historischen Wurzeln im Vordergrund. Hinzu kommen Informationen über Entwicklung der gebauten Welt bis in die Gegenwart, mit ihren spezifischen orts- und zeitgebundenen Merkmalen und Paradigmenwechseln. Den Abschluss bilden Kriterien, nach denen in der Gegenwart die historische Bausubstanz bewertet wird.
  2. Im Modul „Erfassen des Bestandes“ beschäftigen sich die Studierenden in drei Abschnitten mit einem konkreten Bauwerk und seinem Lebenszyklus. Zunächst werden Informationen über das Bauwerk aus archivalischen Quellen eingeholt. Darauf folgt die Beobachtung des Bauwerks als Quelle, die zeichnerisch und schriftlich durch Bauaufnahme und Raumbuch erfasst wird. In einer abschießenden Auswertung werden die Erkenntnisse verknüpft, so dass sich ein Bild seiner Entwicklungsphasen und seines Alterungsprozesses ergibt.
  3. Das Modul „Umgang mit dem Bestand“ bezieht sich auf das gegenwärtige Verhältnis zu Altbauten und ist in drei Abschnitte unterteilt. Im ersten Abschnitt werden die unterschiedlichen konzeptionellen Sichtweisen auf den Altbestand vorgestellt. Daraus ergeben sich fachspezifische Eingriffe zur Erkundung und Erhaltung, die mit Veränderungen an der historischen Substanz einhergehen. Zu ihrer Durchführung sind altbaugerechte Verfahren notwendig, die sich vom herkömmlichen Baubetrieb unterscheiden.
  4. Das Modul „Bautechnische Erkundung“ bezieht sich auf die materiell-konstruktiven Bedingungen des Altbaues unter den heutigen Vorstellungen. Das Bauklima in den Altbauten weist Eigenarten auf, die erschlossen und in gegenwärtige Erfordernisse eingebunden werden müssen. Die traditionellen Baumaterialien unterscheiden sich meist von heutigen, genormten Baustoffen; auch die historische Baukonstruktion folgt andersartigen Tragsystemen und Verfahren, die erforscht und in die Planung mit einbezogen werden müssen.
  5. Das „Planen im Altbau“ muss von den vorgegebenen baulichen Strukturen ausgehen. Heutige architektonische Modellkonzepte können deshalb im Gegensatz zum Neubau nur bedingt berücksichtigt werden. Dafür lassen sich Konzepte des Instandhaltens und Instandsetzens aus dem bisherigen historischen Umgang mit Altbauten gewinnen, die als Leitlinien auch für gegenwärtige Probleme dienen können. Mit dem Weiterbau wird die historische Substanz bewahrt und durch neue Bauteile ergänzt. Bei einem Umbau dagegen wird der Altbau erneuert und für gegenwärtige Anforderungen ertüchtigt.
  6. Im Modul „Ausführung“ geht es um die Umsetzung der planerisch-konzeptionellen Vorstellungen unter weitgehender Schonung der historischen Substanz. Diese erfordert einen technischen Ausbau, der auf der Grundlage des Vorhandenen auch heutigen Ansprüchen gerecht wird. Gleichzeitig müssen die ökonomischen Auswirkungen von Maßnahmen auf vorhandene wirtschaftliche Werte abgestimmt werden. Ebenso bedingt der Baubetrieb in einem bestehenden und nicht selten weitergenutzten Bauwerk spezifische Vorkehrungen, um eine Altbaumaßnahme erfolgreich durchzuführen.

Die Masterthesis

Die „Master Thesis“ umfasst die selbständige Ausarbeitung eines architektonischen Konzeptes für einen Altbau.

Dies erfordert die Erkundung seiner historischen Substanz, einschließlich ihrer gegenwärtigen Bewertung. Darauf aufbauend sind funktionale Lösungen zu entwickeln und in ihren materiellen und bautechnischen / bauphysikalischen Folgen durchzuarbeiten. Gleichzeitig sind die dafür notwendigen Kosten zu ermitteln, so dass das architektonische Konzept entscheidungsreif vorgestellt werden kann.

Nach erfolgreichem Abschluss wird der akademische Grad eines Master of Science – Building Restoration (M. Sc.) verliehen.

Ein Beispiel für eine Masterarbeit – in Tomsk, Sibirien, 2006 – finden Sie hier.

Das webbasierte Lernen

Bei der Gestaltung der Fernlernphase wurde besonderer Wert auf die didaktische und fachliche Qualität vom lernerzentrierten Ausbau hin zu einem webbasierten, selbst-gesteuerten, problemorientierten Lernkonzept gelegt. In der Fernstudienphase wird ein entsprechendes eigenständiges und eigenverantwortliches Agieren und Reagieren vorausgesetzt. Entsprechend der Zuordnung zu den drei Hauptmodulen der Fernstudienphase „Bautechnische Erkundung“, „Planen im Altbau“ und „Ausführung“ wurden von unterschiedlichen Fachautoren spezifische Fallbeispiele erstellt. In diesen Fallbeispielen mittels der Lernumgebung Soon-Trainer und in der Bearbeitung von Studienprojekten und Übungen sollen Methoden im Umgang mit der Altbausubstanz zur Ermittlung von Problemen und zur Aufstellung von Maßnahmen praxisnah erlernt werden. Lernziel ist, sensibel Vorerkundungen einzuholen, zum Beispiel möglichst zerstörungsarme Untersuchungsmethoden am Altbau den zerstörenden Methoden vorzuziehen, bei der Findung von Maßnahmen einen angepassten und behutsamen Umgang zu üben und Expertenwissen direkt in spezifischen Situationen anzuwenden.

Eine möglichst eigenständige Haltung beim Erforschen und Problemlösen anhand konkreter Fälle wird erwartet und dabei durch Hilfestellungen über die Kommunikationswerkzeuge der Lernplattform unterstützt. In einigen freien Entwurfsübungen wird online über die Kommunikations- und Zeichenwerkzeuge einer spezifischen plattformunabhängigen Software präsentiert und kommuniziert. Die Software „Adobe Connect“ steht allen Teilnehmern des MAi auf Anfrage zur Verfügung.

Aus der Forschung in die Lehre

Der Masterstudiengang Altbauinstandsetzung ist aus dem Einfluss der Forschung in die Lehre entstanden. Nach langjähriger bauhistorischer und bautechnologischer Forschungstätigkeit im Sonderforschungsbereich 315 „Erhalten historisch bedeutsamer Bauwerke“, erwuchs das Bestreben bereits 1997, das angesammelte Wissen über einen Aufbaustudiengang direkt an Studierende weiterzugeben. Ab 2003 ermöglichten es Forschungsmittel der Bund-Länder-Kommission den Studiengang unter mediendidaktischen Gesichtspunkten in ein Blended-Learning-Konzept und in einen Bologna-konformen Masterstudiengang Altbauinstandsetzung (MAi) umzuwandeln.

Von den soliden Grundlagen der Forschungstätigkeit im Bereich des Bauens im Bestand, sowie durch die praktischen bauhistorischen Forschungen an einzelnen Studienprojekten, in Seminararbeiten und insbesondere in den Masterarbeiten werden wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen, die direkt in den Wissensschatz des Masterstudienganges zurückfließen und dokumentiert werden.

Internationale Projekte und freie Abschlussarbeiten erweitern stetig die Erkenntnisse aus anderen Regionen und Ländern.